Ausstellungen im Jahr 2024
Die Monotypie im Werk des Malers F.S. Gebhardt-Westerbuchberg
Das Werk des Malers Gebhardt-Westerbuchberg (1895-1969), der als `expressiver Realist' zur sogenannten `verschollenen Generation' gehört, wurde schon von verschiedenen Seiten ausführlich beleuchtet und gewürdigt. Zuletzt zeigte in diesem Jahr der Sammler Josef Hierling das Hauptwerk von Gebhardt-Westerbuchberg im Buchheim Museum am Starnberger See, wo diese Sammlung auch in Zukunft verbleiben wird.
Ermöglicht von Nannie und Katrin Gebhardt-Seele kann nun im Atelierfenster und Atelierhaus G2 in Staudach-Egerndach eine Auswahl der Schwarzweiß- und Farbmonotypien von Gebhardt-Westerbuchberg gezeigt werden. Erst in den letzten 15 Jahren seines Lebens hatte er die Technik der Monotypie als geeignetes Ausdrucksmittel für sich entdeckt, erprobt und darin eine Meisterschaft entwickelt, für die sich damals auch Marc Chagall interessierte, wie ein Briefwechsel belegt. Die Schnelligkeit des Arbeitens, die ihm diese Technik abverlangte, entsprach seinem Temperament, forderte sein lebenslang geschultes Auge und führte zu Ergebnissen mit der von ihm angestrebten Ausdruckskraft. Sein Zyklus mit 40 Schwarzweißmonotypien zur Passion erregte 1959 in Fachkreisen große Aufmerksamkeit und Bewunderung. Während andere Künstler begonnen hatten, mit Hilfe von Drucktechniken wie dem Siebdruck Serien und große Auflagen für ein breites Publikum herzustellen, bevorzugte Gebhardt-Westerbuchberg in seiner Technik der Monotypie das Einmalige, das Unikat.
Mit dem Beherrschen der Farbmonotypie fand Gebhardt-Westerbuchberg heraus aus der Schwere und bäuerlichen Erdverbundenheit, die sein durch Kriege und harte Arbeit gezeichnetes Malerleben geprägt hatte. Eine spielerische Leichtigkeit des Südens, des Sommers, des blühenden Gartens machte sich Luft in wie hingewehten Landschafts- und Strandbildern oder im Blüten- und Farbenrausch der Abstraktion.
`...ich glaube an das, was ich tue, und ich glaube, dass ich nichts schaffen kann, was nicht seit Jahren in mir gewachsen ist...' (Gebhardt-Westerbuchberg, 1964)
Ilse Rummel-Dietrich | Farbe leben
Die Kunsttherapeutin und Malerin Ilse Rummel-Dietrich gehört zu den Künstlerinnen im Chiemgau, die in sich ruhend ihren Platz gefunden haben. Nach ihrer Ausbildung zur Kunsttherapeutin und dem anschließenden Studium der Malerei arbeitet sie nun in Übersee und Prien seit mehr als 20 Jahren in beiden Bereichen.
Ihre Malerei und deren kunsttheoretische Zuordnung wurden bereits bei Ausstellungen z. B. in Traunstein oder Neubeuern fachkundig beschrieben und gewürdigt. Rummel-Dietrichs Hinwendung zur Farbe, ihre Freude und Begeisterung über sie gehen bis in ihre Kindheit zurück und sind für sie zur lebensbestimmenden Kraft geworden. Nicht Aufgabenstellungen oder Themen nutzt die Malerin für ihre Bildfindungen, welche daher auch keiner Bildtitel bedürfen. Vielmehr ist es die in ihr wohnende Notwendigkeit von Farbe im und zum Leben, die Rummel-Dietrichs Bilder entstehen lassen. Jedes davon, gebildet aus erlebten Gefühlen, Wahrnehmung von Natur oder Dingen, feinsinnig in Farben modelliert, wird besonders und einzig, gleich einer Persönlichkeit. Man kann sich auf sie einlassen, sie kennen und lieben lernen, sympathisch oder unsympathisch finden oder ein Leben mit ihnen verbringen.
Künstlerisch und räumlich umgeben von Ilse Rummel-Dietrichs Vorgängern Geiger, Harnest oder Brendel entsteht in der Abgeschiedenheit ihres Ateliers in Übersee ein weiteres kostbares Lebenswerk der Malerei von Freiheit, Farbe und Vielfalt. Ein Reichtum unseres Gemeinwesens, abseits vom Kommerz, den die Ausstellung zeigen und zugänglich machen möchte.
Hans-Herbert Hartwieg (1922-2019) | Zeichnung und Druckgrafik
Bekannt geworden war der Maler Hans-Herbert Hartwieg im Chiemgau und darüber hinaus als konsequenter Vertreter der sogenannten `Konkreten Kunst' (2011 und 2022 ebenfalls im Atelierfenster gezeigt). Auf dem Weg dorthin waren Papier und Bleistift stets seine Begleiter. Wann immer er unterwegs verweilen konnte, nahm Hartwieg zeichnend seine Umwelt wahr. Dieses Zeichnen kleiner Skizzen gab ihm Ruhe und Kraft, schärfte seinen Blick und war die Grundlage seiner so ganz anderen Art der Malerei, bei der er sich ganz vom Gegenstand gelöst hatte. Dass Hartwieg in der Realität der Welt gelebt, sie geliebt und ihr interessiert begegnet ist, beweisen die unzähligen Blätter aus seinen Skizzenblöcken mit Landschaften, Gebäuden oder Dingen des Alltags.
Die Ausstellung zeigt erstmals eine Auswahl dieser zart gezeichneten Glücksmomente Hartwiegs zusammen mit einigen seiner Druckgrafiken und wirft somit ein neues Licht auf den Maler Hans-Herbert Hartwieg.