Ausstellungen im Jahr 2020

Ekkehard Wiegand | Diverse Köpfe

Zeitraum: 15.1.-25.2. 2020

In einer ganz kleinen Auswahl diverser Köpfe und Büsten aus seinem umfangreichen Werk begegnen wir in dieser Ausstellung dem Bildhauer, Maler und Grafiker Ekkehard Wiegand, geb. 1944, aus dem nördlichen Landkreis Traunstein.

Mit Wiegands Arbeiten hat sich im Atelierfenster eine heitere, farbenfrohe und strahlende Gesellschaft vielfältiger Charaktere versammelt. Somit spiegelt die Ausstellung in aller Beschränktheit des Raumes ein Lebensprinzip Wiegands wieder: `Vielfalt statt Einfalt.' Er lebt diese Einstellung als Künstler in Bezug auf Arbeitstechniken, Materialien, Stilrichtungen und Ausdrucksweisen. Handwerkliches Können mit viel Erfahrung und Wissen um gute Formgebung haben seiner inneren Notwendigkeit, Bildwerke zu schaffen, großen Spielraum und Freiheit gegeben. Gepaart mit Ausdauer und Leidenschaft sind neben Auftragsarbeiten in über 50 Schaffensjahren unzählige Büsten und Köpfe entstanden — eine Spurensuche menschlichen Seins und eigener Identität.

Wiegands Werke entstanden ohne etwas zu müssen, etwa zu gefallen, zu irritieren, oder eine Botschaft zu transportieren. Sie sind da und ein Teil unserer Welt geworden, ganz im Sinn des Malers und Münzgestalters R. Heinsdorff (1923-2002) der einmal schrieb: `Kunst muss nichts. Wenn Kunst etwas muss, ist sie keine Kunst, wenn das "muss" schulmeisterlich gebraucht wird.'

Wiegand selbst sagt: `Kontinuierliches Tun ist eine Voraussetzung für Kunst. Kunst kommt von Dranbleiben und Durchhalten. Nebenbei geht das nicht.' Seine 2015 erschienene Autobiografie zeichnet den Weg des Durchhaltens in anschaulicher Weise nach. Die Begegnung mit Wiegands Gesellschaft im Atelierfenster ist für mich wie ein Feiern der Vielfalt des Lebens, nicht nur zur Faschingszeit.

c. lewerentz


Begegnung mit Rolf Szymanski (1928-2013)

Zeitraum: März - Mai 2020

Am Anfang meiner nunmehr 40-jährigen Selbständigkeit als freiberuflicher Bildhauer lernte ich Professor Rolf Szymanski als sein Schüler in der Salzburger Sommerakademie kennen. Von den sechs Wochen sind mir nicht etwa seine persönlichen Korrekturen beim Aktstudium in Erinnerung geblieben, sondern die Lebendigkeit und Kraft, mit der er allgemein über Kunst und Welt sprach.

Obwohl ich Szymanskis Arbeiten damals kaum kannte, war für mich etwas von der Größe und Bedeutsamkeit dieses Bildhauers zu spüren. Mit diesen Erinnerungen an den Menschen Rolf Szymanski begegneten mir erst später in Berlin und München seine Arbeiten auf Plätzen und in Museen. Im Lauf meiner eigenen Auseinandersetzung mit Form, Plastik, Skulptur und dem Leben verstehe ich Szymanskis plastische und zeichnerische Formulierungen seiner Kunst immer besser.

Die bildnerische Kraft, hervorgegangen aus jahrelangem selbstkritischen Ringen bei der Arbeit im Atelier, verkörpert zum Beispiel seine große Bronzefigur `Öffentliche Rose', die auch in München nahe des Isartores aufgestellt wurde. Leider führt gerade in unserer ichbezogenen, schnelllebigen Gesellschaft auch so ein großes und dauerhaftes Werk der Bildhauerei des 20. Jahrhunderts eher ein Schattendasein.

Im Atelierfenster begegnen sich nun Szymanskis Bronze `Kleine Figur Nr. V' (1968), zwei seiner Lithografien, genannt `Spiegel' (1973), und einige meiner seit 1980 entstandenen Bronzefiguren: mein persönlicher Rückblick auf Spuren, die Professor Rolf Szymanski, wenn auch unbemerkt, in meine Arbeit gelegt hatte.

c. lewerentz

Rolf Szymanski | Salzburg 1982


Rainer Devens | Musik für die Augen

Zeitraum: 22.11.2020 - 17.1.2021

In all ihrer Verschiedenheit sind Darstellende und Bildende Künste gleichermaßen Ausdrucksformen von Gefühlen und Sinnesäußerungen in wortlosen Sprachen. Künstler der einen oder anderen Gattung haben sich immer wieder für einander interessiert und gegenseitig anregen lassen, wie zum Beispiel Mussorgsky mit "Bilder einer Ausstellung" oder Kandinsky mit "Kompositionen". Dahinter steckt wohl der Wunsch und Versuch, Gehörtes sichtbar und Gesehenes hörbar zu machen, um beide Sinneswahrnehmungen zu vereinen.

Auch der Wasserburger Maler Rainer Devens folgt seit vielen Jahren seiner Faszination und Liebe zur Musik. Er versucht mit Mitteln der Malerei all dem für ihn so wertvollen musikalischen Erleben bleibende Form zu verleihen. Im Beobachten von Musikern im Konzert entstehen kleine spontane Skizzen. Diese können dann als Grundlage dienen für die Entstehung ausdrucksstarker Musikerportraits im Atelier. Auch die Erinnerung an das Hörerlebnis spiegelt sich darin wider und findet so eine dauerhafte Gestalt, wie etwa bei "Eddies Night" ( trombone ).

Swjatoslaw Richter

Eddies Night ( trombone )

Dem Gehörten spürt Rainer Devens auch nach, indem er malerische Formen zu einem Musikstück sucht, wie dem "Bolero" von Ravel, oder zum Charakter eines Konzertabends, eines Komponisten oder der Instrumentierung, wie bei seiner "Jamsession". So entdeckt Devens immer wieder neue Weisen, Musik zu betrachten - gegenständlich, ungegenständlich oder abstrakt gemalt. Nicht für jeden Betrachter gleichermaßen nachvollziehbar, doch immer wieder neu und spannend ist diese in Bildern festgehaltene Musik für die Augen.

Mit dieser kleinen Auswahl aus dem so umfangreichen malerischen Werk von Rainer Devens wünscht das Atelierfenster allen Besuchern heitere Advents- und Weihnachtstage durch die Stille der Pandemie hindurch bis ins neue Jahr 2021.

c. lewerentz

© Lewerentz 2020 | Impressum & Datenschutz