Ausstellungen im Jahr 2019

Lüdicke | Zugeeignet

Zeitraum: 1.7. - 18.10. 2019

Das Lebenswerk der Bildhauerin Marianne Lüdicke ist ein einziges `Zugeeignet' an ihre Freunde, Kunden und die Öffentlichkeit. Einen kleinen und sehr persönlichen Ausschnitt davon zeigt das Atelierfenster in dieser Sommerausstellung, die gleichzeitig das 20-jährige Bestehen des Atelierfensters zum Anlass hat.

Im Werk und Lebensweg der Bildhauerin Marianne Lüdicke spiegelt sich die Epoche ihrer Lebenszeit von 1919 bis 2012. Im Spannungsfeld von Kriegserleben, Diktatur und Freiheitsdrang erlebt sie die Jahre ihrer Ausbildung an der Akademie bei R. Knecht und dem privaten Lehrer Wilhelm G. Maxon. Nach dem Krieg entschließt sie sich im Umfeld von Maxon auf dem Land in Weisham/Bernau für ein einfaches Leben, um sich ihrer freien und keinen Machtstrukturen dienenden Kunst ganz hingeben zu können.

Zwei Aktbildnisse Wilhelm Maxons von 1947 und 1958 vermitteln etwas vom Lebensgefühl und der Weltoffenheit im Kreis der Kunstschule Maxon wovon Marianne Lüdicke unter anderem in ihren `Erinnerungen' berichtet hat. Aus diesen Jahren in einfachsten Lebensverhältnissen stammen die Figuren `Näherin' und `Ausblick' aus Zementguss, die auf ihrem 1945 selbst gebauten Modellierbock entstanden waren. Erst kleinere Aufträge, zunehmender Erfolg und allgemein wachsender Wohlstand machten die Umsetzung ihrer Plastiken aus Bronze möglich. Die Nachfrage an Lüdickes Harmonie, Glück und Zufriedenheit ausstrahlenden Figuren wuchs und die Technik des Bronzegusses ermöglichte beliebig viele Abgüsse, ganz nach Bedarf. Das Glück, das Lüdickes Plastiken vermitteln, kam in Form gewissen Wohlstands zu ihr zurück. Dennoch behielt die Bildhauerin ihren einfachen Lebensstil bei.

Die 25 Neujahrskarten, die sie ab ihrem 60. Lebensjahr jährlich selbst in Holz geschnitten und für Freunde und Kunden gedruckt hatte, sind ebenfalls Zeichen ihres gefundenen Glücks. Dieses wollte sie immer wieder in ihren Plastiken zum Ausdruck bringen und weitergeben.

Noch bevor Marianne Lüdickes weitgehend selbstbestimmtes Leben nach schwerer Krankheit 2012 zu Ende ging, hatte sie mir ihren Lehm und Arbeitsgeräte zugeeignet, die hier in meinem Atelier in Staudach-Egerndach weiter genutzt werden. Vielleicht liegt in diesem bewussten Ordnen, Loslassen und Weitergeben des eigenen Lebens und Werks die Leichtigkeit wie sie eine ihrer letzten Zeichnung von 2006 ausstrahlt.

So ist für einige Wochen diese kleine Sammlung als Ausstellung allen Besuchern zum Gedenken an die Bildhauerin Marianne Lüdicke und ihre Zeit als Geschenk zugeeignet.


Gegangen | Ausstellung zum Gedenken verstorbener Künstlerinnen und Künstler aus der Region

Zeitraum: 1.11. - 31.12. 2019

In diesem Jahr ist auch für einige Bildende Künstlerinnen und Künstler aus der Region ihre Schaffens- und Lebenszeit zu Ende gegangen wie zum Beispiel für Christine Dobler, Hans Herbert Hartwieg, Hetum Gruber oder Heinrich Stichter. Keine Weitere der so unverwechselbaren Arbeiten dieser Künstler wird mehr entstehen, doch das vorhandene Werk kann bleiben. Ein Teil ihrer Bilder hat bereits Liebhaber und Plätze in öffentlichen und privaten Sammlungen gefunden. Andere wiederum können auch nach dem Tod der Maler noch Wertschätzung erfahren und einen bleibenden Ort finden. Manche Werke hingegen benötigen erst noch die Zeit eines Dornröschenschlafs auf Dachböden oder in Depots bis sie wieder Interesse bei späteren Generationen wecken, gekauft und gezeigt werden.

Selbst wenn der jeweilige künstlerische Nachlass oft eher privater Natur ist, tragen die Arbeiten neben persönlichen Erinnerungen der Nachfahren, Kollegen oder Sammler fast immer auch allgemein kulturellen Informationsgehalt in sich. Somit können kleine oder große Sammlungen Bildender Kunst für Privatpersonen, Institutionen, Kommunen oder ganze Regionen zum Spiegel kultureller Identität werden.

Wie ich meine lohnt es sich daher, Kunstwerke zu besitzen und mit ihnen zu leben, weil sie ein Stück Zugehörigkeit, Heimat, Identität und Zeitlosigkeit spürbar machen.

Beispielhaft möchte ich mit den hier gezeigten Bildwerken all den vielen bekannten und unbekannten Bildhauern und Malern gedenken, welche den Chiemgau und seine Bürger mit ihrer Arbeit immer wieder bereichert haben.

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