Ausstellungen im Jahr 2025
Sinnbild Boot | Sommerausstellung

Das Abbild vom Boot kann man wohl neben dem Rad als kulturübergreifendes Urbild für das Reisen der Menschen bezeichnen. Es steht auch für viele mit dem Begriff Reise verbundenen Assoziationen und Gefühle wie der Lebensreise, der Sehnsucht nach Abenteuer und neuen Ufern, dem sich Treibenlassen, der Reise ins Jenseits und vielem mehr.

Kunstschaffende aller Orten, auch rund um den Chiemsee, haben sich vom Boot als Motiv für Malerei und Plastik begeistern und anregen lassen. Die ausgewählten Werke zeigen gleichermaßen bodenständige Chiemsee-Liebe und große Reisefreudigkeit der Maler S. Braun (1926-2016), E. Croissant (1898-1976), F.S. Gebhardt-Westerbuchberg (1895-1969), E. Haas (1921-2010) und H.-H. Hartwieg (1922-2019). Bilder dieser Maler entspringen dem Realismus, expressiv oder abstrakt. Dennoch stecken in den dargestellten Booten und Schiffen auch all die Bilder für Reise, Abenteuer, Ferne, Hafen, Handel und Wohlstand …

Besonders dicht und rätselhaft bearbeitet der Bildhauer R. Szymanski (1928-2013) das Sinnbildhafte in seinen Bronzeplastiken „Schiffsleib“ (1974) und „Schiff, Leib und Stele“ (1975), die sich lange betrachten lassen.

Somit möchte diese Sommerausstellung zu einer kleinen „Kunst-Reise“ von Spanien (1927) über Venedig (1956), den Chiemsee bis an Ost- und Nordsee einladen, um dem Boot als Sinnbild im Verweilen nachzuspüren.

Malerische Gast-Freundschaften 1920 bis 1945

Aus dem Nachlass des Künstlerhauses Käthe Seele und Franz Sales Gebhardt auf dem Westerbuchberg bei Übersee sind einige Arbeiten befreundeter Malerinnen und Maler erhalten. Mit der Ausstellung dieser Bilder und Grafiken erinnert das Atelierfenster an Kunstschaffende, die vor 100 Jahren politische und gesellschaftliche Umbrüche zum Teil schmerzlich erleben mussten. Alle waren geprägt von den eigenen Kriegserfahrungen als Soldat oder von den Einschränkungen der freien Ausübung ihres Berufs. Hinter jedem Wikipedia-Eintrag (siehe unten) und dem Werk der Malerinnen und Maler verbirgt sich eine Lebensgeschichte aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, welche die Kostbarkeit von Freiheit, Frieden, Wohlstand und Vielfalt deutlich macht.

Als „Verleugnung der Menschlichkeit“ bezeichnete zum Beispiel Christian Hess (1895–1944) die erlebten Gräuel an der belgischen Front 1916/17. Flucht bleibt oft der einzige Ausweg, den Kunstschaffende gefunden hatten – Flucht ins Ausland, zur Natur, Familie, Religion, …

Ella Steinhardt (1890–1941) fand keinen Ausweg mehr aus der Unmenschlichkeit dieser Zeit und wurde als Jüdin 1941 von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet. Zwei Radierungen, Ansichten aus Wasserburg von 1921, erinnern an sie.

Darüber hinaus zeigt das Atelierfenster Arbeiten von Adolf Jutz (1887-1945), Hugo Troendle (1882-1955), Franz Naager (1870-1942), Georg Doll (1901-1973), Elisabeth Kronseder (1890-1990), Grete Huchler (1916-1993), Leo von Welden (1899-1967) und Georg Zeidler (1860-1915).

Auf den folgenden Webseiten finden Sie mehr Informationen zu ausgestellten Malerinnen und Maler:
Wikipedia-Eintrag zu Christian Hess
Stolperstein in Hamburg für Ella Steinhardt
Wikipedia-Eintrag zu Adolf Jutz
Wikipedia-Eintrag zu Hugo Troendle
Wikipedia-Eintrag zu Franz Naager
Wikipedia-Eintrag zu Elisabeth Kronseder
Norbert Däuber – Bildhauerei
In dieser Ausstellung stellt das Atelierfenster einen Bildhauer vor, dessen Arbeiten bisher selten zu sehen waren. Norbert Däuber aus Berchtesgaden ist Bildhauer und er spricht die Sprache der Bildhauerei, die Sprache von Form, Material, Bearbeitung, Proportion, …

Wenn man in der Bildhauerei heute noch von Virtuosität sprechen möchte, gehört Däuber zu den Virtuosen seines Metiers im Modellieren und Bearbeiten von Ton, Holz, Stein und Bronze. Dabei stehen Darstellungen von Mensch und Tier im Vordergrund seines Interesses. Dahinter verbirgt sich jedoch immer Däubers humorvoller Ernst im Blick auf die Welt, die ihn umgibt.

Auch wenn sich seine Skulpturen und Plastiken sofort zu erkennen zu geben scheinen, erschließen sie sich dem Betrachter nicht auf den ersten Blick, bleiben rätselhaft und stellen Fragen: Warum reitet ein nackter Mann auf einem Esel? Ein Witz? Eine ernste Lage? Eine Metapher zu Reiterstandbildern der Kunstgeschichte? Mit derlei Fragen fängt die Bildsprache Däubers an, zum Betrachter zu reden, und die Titel der Arbeiten öffnen Türen dafür. Gefühle, Erinnerungen, Einsichten und das In-Frage-Stellen eigener Welterfahrung werden angerührt, geweckt und bewegt. Däubers GARTENSTÜCKE als Zitat zu Dürers RASENSTÜCK wecken zum Beispiel Erinnerungen an glückliche Kindheit voller Wunder, Spaß oder Ängsten.

Neben der freien und auftragsbezogenen bildhauerischen Tätigkeit begleitete Norbert Däuber als langjähriger Lehrer und Direktor der Berufsfachschule für Holzbildhauerei und Schreinerei Berchtesgaden viele junge Menschen auf ihrem Weg zur Bildhauerei. Er gab sein Können gerne weiter und schärfte mit Humor, Ernst und Kritik den Blick seiner Schülerinnen und Schüler für Formen, Natur, Gestaltung, Bildhauerei.

ABSEITS: Ausstellung mit Arbeiten verschiedener Künstler

Atelierfenster und Atelierhaus G2 in Staudach-Egerndach liegen abseits - abseits von Städten, Kunstzentren oder touristischen Anziehungspunkten. Da liegt es nahe, Werke der Bildenden Kunst aus dem Chiemgau einmal unter dem Aspekt des Abseits zu betrachten.
Positionen des Abseits beinhalten gleichermaßen positive wie negative Standpunkte und Zuschreibungen. Das Abseits kann Räume für Intimität oder Geborgenheit bieten, die man bewusst sucht. Es können allerdings auch Orte oder Zustände sein, in die man ungewollt gerät oder getrieben wird. Jedes der ausgestellten Bildwerke trägt solch positive oder negative Abseitspositionen in sich und erzählt damit Geschichte und Geschichten.

Beide Seiten des Abseits finden sich vor allem bei Künstlern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder. Künstler wie Willi Geiger, Anton Müller-Wischin, Theodor von Hötzendorff, Käthe Seele, Franz S. Gebhardt-Westerbuchberg, Wilhelm Neufeld und andere haben in den Weltkriegen und danach im Chiemgau das Abseits gesucht oder sind wegen politischer Einstellungen ins Abseits geraten.

Besonders intensiv geben die Bilder des Malers Franz S. Gebhardt-Westerbuchberg Zeugnis von beiden Aspekten des Abseits. So sucht der Maler nach den Erlebnissen im ersten Weltkrieg Ruhe und Einsamkeit beim Malen, wie es die Bilder „Hifel am Westerbuchberg“, „Feldwieser Bucht“ oder „Ein grauer Tag im Chiemgau“ zeigen. Dabei geht es ihm nicht darum, mit sonnigen Chiemgaumotiven zu gefallen, sondern um die Malerei an sich. Nach 1945, künstlerisch und politisch uneindeutig selbst ins Abseits der Aufmerksamkeit geraten, wandte er sich auch religiösen Themen zu, wie etwa der „Anbetung der Hl. 3 Könige“, ebenso ein Geschehen im Abseits.

Auch bei den jüngeren der gezeigten Künstler findet sich das gewollte oder ungewollte Abseits in ihrem Leben und Werk. Vielleicht gehört es ja neben dem Erreichen von Aufmerksamkeit, Gefallen und Proklamation ebenso zum Wesen von Kunst, abseits von Mode, Mainstream und Metropolen da zu sein, Zeiten zu überdauern und zu verbinden. Somit kann der Blick auf Kunst, Künstler und eigene Situationen im Abseits zu einem Weitblick werden.
