Ausstellungen im Jahr 2025
ABSEITS: Ausstellung mit Arbeiten verschiedener Künstler

Atelierfenster und Atelierhaus G2 in Staudach-Egerndach liegen abseits - abseits von Städten, Kunstzentren oder touristischen Anziehungspunkten. Da liegt es nahe, Werke der Bildenden Kunst aus dem Chiemgau einmal unter dem Aspekt des Abseits zu betrachten.
Positionen des Abseits beinhalten gleichermaßen positive wie negative Standpunkte und Zuschreibungen. Das Abseits kann Räume für Intimität oder Geborgenheit bieten, die man bewusst sucht. Es können allerdings auch Orte oder Zustände sein, in die man ungewollt gerät oder getrieben wird. Jedes der ausgestellten Bildwerke trägt solch positive oder negative Abseitspositionen in sich und erzählt damit Geschichte und Geschichten.

Beide Seiten des Abseits finden sich vor allem bei Künstlern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder. Künstler wie Willi Geiger, Anton Müller-Wischin, Theodor von Hötzendorff, Käthe Seele, Franz S. Gebhardt-Westerbuchberg, Wilhelm Neufeld und andere haben in den Weltkriegen und danach im Chiemgau das Abseits gesucht oder sind wegen politischer Einstellungen ins Abseits geraten.

Besonders intensiv geben die Bilder des Malers Franz S. Gebhardt-Westerbuchberg Zeugnis von beiden Aspekten des Abseits. So sucht der Maler nach den Erlebnissen im ersten Weltkrieg Ruhe und Einsamkeit beim Malen, wie es die Bilder „Hifel am Westerbuchberg“, „Feldwieser Bucht“ oder „Ein grauer Tag im Chiemgau“ zeigen. Dabei geht es ihm nicht darum, mit sonnigen Chiemgaumotiven zu gefallen, sondern um die Malerei an sich. Nach 1945, künstlerisch und politisch uneindeutig selbst ins Abseits der Aufmerksamkeit geraten, wandte er sich auch religiösen Themen zu, wie etwa der „Anbetung der Hl. 3 Könige“, ebenso ein Geschehen im Abseits.

Auch bei den jüngeren der gezeigten Künstler findet sich das gewollte oder ungewollte Abseits in ihrem Leben und Werk. Vielleicht gehört es ja neben dem Erreichen von Aufmerksamkeit, Gefallen und Proklamation ebenso zum Wesen von Kunst, abseits von Mode, Mainstream und Metropolen da zu sein, Zeiten zu überdauern und zu verbinden. Somit kann der Blick auf Kunst, Künstler und eigene Situationen im Abseits zu einem Weitblick werden.
