Ausstellung im Jahr 2015

Srb-Schlossbauer | Zwei Plastiken erzählen Geschichte

Zeitraum: Sommer 2015

Ausstellung zum 125. Geburtstag des Bildhauers Srb-Schlossbauer (1890-1972)

Leopard - Kampf mit Schlange | Meissner Porzellan

Im Jahr 1913 modellierte der Karlsbader Bildhauer Prof. Wilhelm Srb-Schlossbauer den Leoparden für die Porzellanmanufaktur Meissen, vermutlich das Resultat eines gewonnenen Wettbewerbs. Diese und weitere ausdrucksstarke Kleinplastiken waren für den jungen Bildhauer der Beginn einer erfolgreichen Karriere. Er bekam Aufträge für Portraitbüsten und monumentale Architekturplastiken zum Beispiel in Karlsbad, Falkenau und Prag. Mit 53 Jahren wurde er als Professor für figurales Zeichnen und Modellieren an die Hochschule in Prag berufen.

Die Vertreibung nach dem zweiten Weltkrieg und dem damit einhergehenden Tod seines zweiten Kindes machte aus dem erfolgreichen Bildhauer einen gebrochenen Mann. Er lebte mit seiner Familie sieben Jahre in Armut und Mutlosigkeit auf einem Bauernhof in Asten bei Tittmoning, bevor er dann in Geretsried ein neues Zuhause und neuen Lebensmut und Schaffenskraft fand. Von diesem Erleben erzählt in anschaulicher Weise seine humoreske Terrakottaplastik. Ein mit Lumpen bekleideter Vagabund, seiner Heimat mit allen Besitztümern beraubt, sucht die Heiterkeit der Wanderschaft mit Gesang, sich selbst auf dem Stock als Gitarre begleitend - welch Galgenhumor!?

Strolch | Terrakotta | um 1950

Detail

Eine der letzten Kleinplastiken von Srb-Schlossbauer stellt den `Hl. Georg' dar. Ein weinendes Kind, auf dem Schaukelpferd sitzend, kämpft mit einem Besen gegen einen Dackel. In was für kindliche Ironie hat sich doch die Kampfszene der Kreaturen aus Porzellan des jungen Bildhauers im Alter nach all seiner Lebenserfahrungen gewandelt. Leider ist diese Terrakottaplastik nur als Foto verfügbar. Auch weitere Arbeiten und Dokumente aus dem Leben dieses vergessenen Bildhauers des 20. Jahrhunderts können nur in Zeitungsartikeln und Katalogen gezeigt werden.

Hl. Georg | Terrakotta | um 1965

Einladung von Srb-Schlossbauer zu seinem 70. Geburtstag:

WS Firmengründung 7.7.1890

Aus verschiedenen Gründen verspätet, feiere ich im Kreise von Freunden aus alter und neuer Heimat am Samstag den 15. Oktober 1960 meinen 70. Geburtstag. Das Programm ist schlicht: Um 16.00 Uhr gemeinsame Besichtigung der von mir hier aufgestellten Brunnen mit anschließend vermutlich ablehnender Kritik und der damit verbundenen leichten Depression im Kaffee Dagmar. 20.00 Uhr Festessen in der Gaststätte Korb mit zunehmend sich aufheiternder Stimmung bis hin zum vollendeten Hoch. Es würde mich freuen Sie/Dich aus diesem Anlass in der Runde begrüßen zu dürfen. Es spricht: `ich' und wer sonst mag. Freundliche Zusage oder unfreundliche Absage dringend erbeten bis Ende September.

Freundl. Srb-Schlossbauer u. Frau

Einladung an den Gemeinderat:

Freitag, den 23.11.62, 8.00 Uhr abends wünschte ich Sie in meiner Werkstätte begrüßen zu dürfen. Geboten wird Ihnen - gemessen an `Ihren' unverschämten Ansprüchen - fast nichts! Es sei denn, dass Ihnen mein sonniges Gemüt, mein goldiger Humor, meine boshaften Ausfälle (Einfälle habe ich keine) genügen könnten, was, möglicherweise, bei vorgerückter Stunde, in leichtes Schlummern hinüberwechseln dürfte. Jugendliche haben, außer Ihnen, keinen Zutritt. WS

1963 im Atelier

Im Atelier Srb-Schlossbauers in einem ehemaligen Bunker in Geretsried bin ich als Kind erstmals der Bildhauerei begegnet. Unheimlich und faszinierend zugleich empfand ich diese Welt mit in nassen Tüchern gewickelten Figuren. Auf Böcken stehend und umgeben von allerlei seltsamen Utensilien wurden sie den Erwachsenen gezeigt, gemustert und besprochen. Aus dieser Erinnerung an meinen Großonkel Willi ist diese kleine Ausstellung zu seinem 125. Geburtstag entstanden.

Kriege, Flucht, Vertreibung und Asylsuche - immer wieder aktuell.

Arbeit am Brunnen der Vertriebenen für Dachau Ost

> Eintrag zu Wilhelm Srb-Schloßbauer auf Wikipedia

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