01.10.2025 bis 31.01.2026

Nach einer ersten Ausstellung im Jahr 2011 erinnert das Atelierfenster nun erneut an die Bildhauerin und Malerin Käthe Seele. Die jetzt im Atelierfenster gezeigten Grafiken von Käthe Seele sind aber nur das Entrée für eine umfangreiche Gesamtschau: Das Atelierhaus G2 (Gastätt 2) stellt mehr als 80 Arbeiten von Käthe Seele aus und verwandelt sich so in ein kleines Museum auf Zeit. Wie nach einem hundertjährigen Dornröschenschlaf sind erstmals Grafiken, Bilder und Plastiken zu sehen, die das Leben und Werk Käthe Seeles in der Zeit von 1910 bis 1935 widerspiegeln.

Die jugendliche Leidenschaft der Braunschweiger Kaufmannstochter fürs Reiten und ihr Traum, Zirkusreiterin zu werden, hatte sie in beeindruckend gekonnten Zeichnungen und Radierungen festgehalten, Bilder und Szenen aus dem Landesgestüt Braunschweig und dem Zirkus Krone. Ihrer bildnerischen Begabung nach München folgend entstanden ab 1910 in der privaten Malschule Hugo Tröndles zahlreiche Aktbildnisse, Zeichnungen, Radierungen und farbenprächtige Pastelle. Auch mit der Mode dieser Zeit beschäftigte sie sich in einigen Arbeiten. Einer Hollandreise entstammen Skizzen, Bilder und Entwürfe von Hafenszenen, Matrosen und Holländern in Tracht. Diese wurden dann zur Grundlage von Figurengruppen in holländischer Tracht für die Karlsruher Majolika Manufaktur, die heute noch dort im Museum zu sehen sind.

Ab etwa 1915 führte sie ihr Lebensweg zusammen mit ihrer Freundin Julie Masarey und deren Bruder Arnold über Zürich nach Rovio am Luganer See im Tessin. Dort malte und zeichnete sie vorwiegend kleinformatige Landschaften. Zusammen mit Arnold Masarey machte sie Reisen nach Tunesien und Marokko, wovon drei kleine Radierungen erhalten sind. Nach der Trennung von Masarey kehrte Käthe Seele wieder nach München zurück und lernte den Maler und ihren späteren Mann F.S. Gebhardt-Westerbuchberg kennen.

Nach der Geburt der Söhne Fritz und Peter und dem Erwerb des Bauernhauses auf dem Westerbuchberg geriet die künstlerische Arbeit Käthe Seeles in den Hintergrund. Was von den Jahren bis dahin bleibt, ist Seeles Werk als ein verborgener Schatz ihres bisherigen Lebens. Bis auf einige Portrait- und Tierplastiken war sie ab 1934 im Familienalltag ihrer Leidenschaft bildnerisch zu arbeiten nicht mehr gefolgt. Die Liebe zur Vielfalt des Lebens machte sie mit all ihren Begabungen in den folgenden Jahren für Familie, Gäste, Angestellte, Haus und Garten zur Seele des Katharinenhofes auf dem Westerbuchberg bis zu ihrem Tod 1972.
